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↓ Lokale Zeit
↓ Nationale Zeit - Universalzeit
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↓ Der Welttag
↓ Gedicht: Du bist da!
Trotz der Einführung des einheitlichen “Mittleren Sonnentages” an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert, hatte weiterhin jeder Ort seine eigene Zeit; denn durch die Drehung der Erde wandert die Sonne. Sie kann also nicht an jedem Ort gleichzeitig stehen. Das gilt für den Wahren Sonnentag wie auch für den Mittleren Sonnentag gleichermaßen. So kann nicht an jedem Ort zur selben Zeit die Uhr die selbe Zeit anzeigen.
Die 360 Grad des Erdumfanges umwandert die Sonne in 24 Stunden. Teilen wir diese 360 Grad durch 24, so stellen wir fest, dass die Sonne in einer Stunde 15 Grad ”weiterwandert” - vom Ost nach West. In vier Minuten schafft sie den 360. Teil des Erdumfanges, also einen Längengrad.
Die Orte auf den verschiedenen Längengraden hatten ihre eigene lokale Zeit. In Köln erscheint die Sonne also stets 26 Minuten später als in Berlin. Was die Uhrzeit betrifft, war es in Köln also stetes 26 Minuten früher als in Berlin.
Dass jeder Ort (entsprechend seiner Längengradposition) eine andere Zeit hatte, wurde mit der Ausbreitung der Eisenbahn in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Problem. Wie konnte man bei solchen unterschiedlichen Uhrzeiten einen einheitlichen Fahrplan erstellen? Um einen geordneten Schienenverkehr zumindest innerhalb der Staatsgrenzen zu ermöglichen, sah sich jedes Land genötigt, eine “Nationale Zeit” einzuführen.
Weiter: Nationale Zeit versus Universalzeit
Die nationale Zeit, die man also festlegte orientierte sich in der Regel an der Ortszeit der jeweiligen Landeshauptstadt. Bayern hatte die Münchner Zeit, Preußen die Berliner Zeit, Württemberg die Stuttgarter Zeit. War es hier zwölf Uhr, so galt das für das ganze Land. Für den Schienenverkehr blieben die Zeitunterschiede weiterhin ein Problem, denn die Staaten waren klein und die Schienen endeten nicht an den Staatsgrenzen.
Der berühmte Orientexpress von Paris nach Konstantinopel durchquerte zehn verschiedene Staaten. Doch auch in Staaten mit großer Ausdehnung war die “Nationale Zeit” keine Lösung. Wenn es in Washington 12 Uhr mittags war, war die Sonne an der Westküste der USA noch nicht aufgegangen.
Eine Universalzeit schlugen etliche Wissenschaftler deshalb als Lösung vor: An allen Orten der Erde sollte dieselbe Zeit gelten; überall sollte es also zur gleichen Zeit 12 Uhr sein. Glücklicherweise hat sich dieser Vorschlag für das allgemeine Leben nicht durchgesetzt. Denn Zeit kann man nicht ohne Rücksicht auf die Gestirne machen; das mussten schon die Alten Römer lernen, als sie noch die Monate an zehn Fingern abzählten; Julius Cäsar hatte Mühe genug gehabt, das Chaos zu bereinigen.
Der Mensch
konnte schließlich
an einem Tag die Welt umrunden,
an vielen Orten gleichzeitig sein.
Und er träumte davon,
eine Universalzeit zu haben,
nur einen Kalender
überall auf der Welt,
um Trennungen zu überschreiten,
um sich zu begegnen,
um Wege gemeinsam zu gehen,
um sich zu verstehen.
Ach hätte er doch den Traum,
zu spüren,
dass jeder Mensch
immer schon
die gleiche Zeit hat:
gezeugt in Umarmung,
Kind von Vater und Mutter,
geboren in Schmerzen,
umhegt in Sorge,
aufgewachsen mit Sehnsüchten,
auf seinen Wegen Liebe suchend,
den Erfolg genießend,
unter Krankheiten leidend,
die Dunkelheit fürchtend,
den Frieden ersehnend,
von Hoffnung getragen
und am Ende seiner Zeit
zurückblickend und zurückgehend
in die Ewigkeit.
Hätte er den Traum,
dies zu verstehen,
dass jeder Mensch
immer schon
die gleiche Zeit hat;
so würde er
Trennungen überschreiten,
sich begegnen,
Wege gemeinsam gehen,
sich grenzenlos verstehen,
ohne Weltkalender,
ohne Weltuhr,
ohne Weltzeit.
Es war ein Ingenieur der Kanadischen Pazifikbahn, der einen weisen Vorschlag machte. Er verzweifelte schier daran, dass seine Bahn 75 verschiedene Ortszeiten berücksichtigen musste. Er bildete “Zonenzeiten”.
Dabei berücksichtigen diese Zeitzonen, dass die Erde 24 Stunden für eine Umdrehung braucht; und die Sonne somit in einer Stunde 15 Längengrade durchschreitet. Diese fünfzehn Längengrade fasste er zu einer Zeitzone zusammen. Diese Aufteilung setzte sich durch. Bei der konkreten Festlegung der Zeitzonen hat man die Ländergrenzen zusätzlich berücksichtigt, sodass die Zonen nicht genau an den Längengraden entlang verlaufen, sondern oft an den naheliegenden Ländergrenzen.
Sehr große Länder konnten nicht in einer einzigen Zeitzone untergebracht werden. Innerhalb ihrer Grenzen gibt es weiterhin unterschiedliche Zeiten. Die Erde hat 24 Zeitzonen. Der durch die Mitte einer Zeitzone gehende Längengrad gibt die Zeit für die jeweilige Zone an – die Zonenzeit.
Einführung der Zonenzeit
Die Zonenzeit wurde 1881 in Kanada und den USA eingeführt. 1883 empfahl sie der geographische Kongress in Rom zur allgemeinen Einführung auf der ganzen Welt. Im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts stellten nacheinander alle Regierungen ihre Uhren auf die jeweilige Zonenzeit um. Im Deutschen Reich wurde am 1.4.1893 per Reichsgesetz festgelegt, dass sich alle Uhren nach der Zeitzone um den 15. Längengrad (ehemalige Görlitzer Ortszeit) zu richten haben.
Ausgangspunkt für die Zeitzonen wurde der nullte Meridian, der genau durch Greenwich, einem Vorort von London, geht. Diese Zeitzone wird Westeuropäische Zeit genannt. In Deutschland herrscht die Mitteleuropäische Zeit; und östlich von uns liegen die fünfzehn Längengrade der Osteuropäischen Zeit. Überschreitet man die Zeitzonen in östlicher Richtung, so muss man die Uhr vorstellen. Weil die Sonne dort schon früher aufgeht - es ist jeweils eine Stunde später.
Und schließlich doch noch die Weltzeit!
Die Luftfahrt ermöglichte nach der Eisenbahn den nächsten sprunghaften Fortschritt in der Mobilität der Menschen. Da Flugzeuge derart schnell die Zeitzonen überfliegen, wurde am 1. Januar 1925 für den Luftverkehr der alte Vorschlag aufgenommen, eine Zeit zu schaffen, die gleich ist, wo immer man sich befindet: Die Weltzeit. Dies ist die Mittlere Ortszeit des Nullmeridians - also die “Greenwich mean time” (Mittlere Greenwich Zeit).
Zeigt die Uhr in der Sternwarte von Greenwich zwölf Uhr, so ist es nach der Weltzeit überall zwölf Uhr - unabhängig vom jeweiligen Stand der Sonne. Auf dieser Ebene kann man sich weltweit orientieren und verständigen - ohne die jeweilige Zeitzone zu berücksichtigen. Weltzeituhren zeigen die Abweichung der jeweiligen Uhrzeit an einem Ort der Erde in bezug auf die Weltzeit an.
Der Welttag beginnt, wenn die Sonne über dem Pazifik den 180. Längengrad überschreitet. Er liegt von Greenwich aus gesehen genau auf der gegenüberliegenden Seite der Erdkugel. Zwölf Stunden später steht die Sonne über dem Nullmeridian von Greenwich - es ist Weltmittag.
Die Datumsgrenze
Dort, wo der Tag beginnt, am 180. Längengrad, stoßen zwei verschiedene Tage aneinander. Beginnt hier der 1. Januar eines Jahres, so herrscht an allen anderen Orten der Welt noch der 31. Dezember des alten Jahres. Erst wenn die Sonne wieder diesen Punkt erreicht, ist überall auf der Erde Neujahr. Springen wir über diese Datumsgrenze in entgegengesetzter Richtung, so sind wir im Nu einen Kalendertag rückwärtsgegangen. Erst am nächsten Tag wird hier der Kalendertag sein, den wir gerade verlassen haben.
Wohin ich auch gehe,
Du bist schon längst da;
Du bist diesseits und jenseits
aller Zonen, aller Grenzen,
aller Längen- und Breitengrade.
Wie immer ich die Welt aufteile,
Du bist in Nord und Süd,
in Ost und West;
Du bist im Sonnenschein
und in der Nacht.
Du bist mit mir
im tiefsten Schnee,
im stärksten Regen,
auf dem weiten Meer,
auf dem höchsten Berg,
überall bist Du.
Du bist der Tag,
Du bist die Nacht,
kein Datum hält dich auf,
Du springst mit mir
über alle Zäune,
Du nimmst mich mit
durch alle Zeiten.