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↓ Schwachpunkt im Julianischen Kalender
↓ Wann ist Ostern - Der Ostertermin
↓ Gedicht: Denn siehe, es ist gut
↓ Der Gregorianische Kalender
↓ Gedicht: Zeit anhalten
↓ Gregorianischer Kalender abgeleht!
↓ Gedicht: Das neue Jahr?
Eine Genauigkeit hat der Julianische Kalender in die Zeitrechnung gebracht, die man bis dahin nicht kannte. Besonders die "Erfindung" des Schaltjahres bewirkt dies. Die 365 Tage des Jahres werden jedes vierte Jahr um einen Tag verlängert. Damit werden die sechs Stunden ausgeglichen, die jährlich Überhang sind; denn das wahre Sonnenjahr hat ja eine Länge von 365 Tagen und 6 Stunden.
Dennoch stimmte der Julianische Kalender nicht mit der natürlichen Jahreszeit überein. Das fiel nicht sofort auf; der Fehler war so klein, dass er sich erst im Laufe der Jahrhunderte - eigentlich erst nach mehr als tausend Jahren - bemerkbar machte. Da allerdings war er unübersehbar und störend geworden.
Der zentrale Schwachpunkt des Julianischen Kalenders offenbarte sich am Termin des Osterfestes.
Im dritten und vierten Jahrhundert herrschte im Christentum ein Streit um den richtigen Ostertermin. Dahinter stand die Frage, welche Bedeutung das Osterfest überhaupt haben solle. “Soll man Ostern die Kreuzigung oder die Auferstehung Jesu feiern?”, fragten sich die Menschen. “Soll es also an einem Wochentag oder an einem Sonntag gefeiert werden und an welchem Termin?” Wir können uns heute nicht mehr vorstellen, dass es derart unterschiedliche Vorstellungen zum Ostertermin und zur Bedeutung des Osterfestes gab.
Im Jahre 325 n.Chr. (wir haben weiter oben gesehen, dass man damals die Zeit noch gar nicht an Christi Geburt orientierte; es war also genau genommen im Jahre 31 der Märtyrer-Ära) sah sich das Konzil von Nizäa aber gezwungen, den Streit durch diese Bestimmung zu beenden: ”Ostern ist das Fest der Auferstehung, und es soll immer am ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert werden.”
Weiter: Berechnung des Ostertermins
Nun hatte man eine Grundlage, die Ostertermine vorauszuberechnen. Da der Frühlingsvollmond eine Schwankungsmöglichkeit von fünf Wochen hat, gilt dies auch für das Osterfest: Der früheste Termin ist der 22. März, der späteste der 25. April.
Lief der Mond falsch!
Doch auf Dauer stimmten die Berechnungen nicht mehr; im vierzehnten Jahrhundert erschien der Frühlingsvollmond schon am 12. März. Der Mond war nicht schuld, auf den kann man sich verlassen – der Fehler lag beim Julianischen Kalender. Immer wieder gab es im Laufe der Weltgeschichte die Befürchtung, es könne Unregelmäßigkeiten geben in den großen oder kleinen Teilen des Kosmos. Doch es waren immer nur die menschlichen Ängste und Phantasien, die dazu führten, dass derartiges Chaos vorhergesagt oder gar ”beobachtet” wurde.
Deine Güte,
spiegelt sich
im Universum,
in der Gleichmäßigkeit des Sternensystems,
in Sommer, Winter, Tag und Nacht,
im beständigen Wachsen und Vergehen,
spiegelt sich
im Großen und im Kleinen,
im All und im Atom,
im Himmel und in den Wurzeln der Erde.
Kein Teil im Himmel und auf der Erde
bricht aus,
aus dem Widerschein Deiner Güte,
der Mond nicht und nicht die Sterne
kein Teil des Seins bricht aus,
nicht das größte und nicht das kleinste,
nur der Mensch bricht aus,
zerbricht,
bricht den Bund mit Dir.
Lass Du mich wieder einschwingen,
wie der beharrliche Lauf des Schattens,
wie das gleichmäßige Fließen des Wassers,
wie das verlässliche Rinnen des Sandes,
wie die taktvolle Bewegung des Pendels.
Hol Du uns zurück,
lass Hoffnung und Vertrauen wachsen,
lass uns Spiegelbilder
Deiner Güte sein.
Wo lag der Fehler des Julianischen Kalenders? Die römischen Astronomen hatten die Jahreslänge mit 365 Tage und 6 Stunden berechnet; das wahre Sonnenjahr ist aber um 11 Minuten und 13 Sekunden kürzer. (Das wahre Sonnenjahr ist die Zeitdauer, welche die Erde benötigt, um nach einem Sonnenumlauf wieder denselben Punkt zu erreichen.)
Diese kleine Zeitspanne summierte sich in 100 Jahren auf 18 Stunden und 4 Minuten. Nach 1000 war der Julianische Kalender bereits um 7 Tage 18 Stunden 47 Minuten zu spät. Im vierzehnten Jahrhundert hatten sich ganze zehn Tage angesammelt. Jetzt war es unübersehbar: Der Kalender “ging” falsch.
Wie sollte man den Kalender berichtigen?
Im Jahre 1414 wurde unter Papst Johann XIII. auf dem Konzil zu Konstanz eine Kalenderreform beschlossen. Doch noch fehlten die überzeugenden Ideen, wie das Problem zu lösen sei. Es vergingen ganze 168 Jahre. Die Menschen, die meinten, dass am Himmel etwas nicht stimmen könne, da sie doch ihrem Kalender vertrauten, mussten ihr Unbehagen also lange ertragen.
Mit Hilfe des Astronomen Luigi Lilio beseitigte Papst Gregor XIII. die alten Fehler. Um ganz sicher zu sein, wurde das Werk noch einer Kommission der bedeutendsten Astronomen und den Fürsten und Universitäten zur Überarbeitung vorgelegt.
Am 24. Februar 1582 verkündete eine päpstliche Bulle die Gültigkeit des neuen Kalenders. (Eine Bulle ist ein kreisrundes Metallsiegel. Eine “päpstliche Bulle” ist ein mit einem solchen Siegel ausgestattetes Dokument, das einen bedeutenden Rechtsakt gültig werden lässt.)
Zuallererst ließ der Papst einmalig die 10 Tage ausfallen, die sich durch die kleine Ungenauigkeit im Julianischen Kalender angesammelt hatten. Dem 4. Oktober 1582 (ein Donnerstag) folgte unmittelbar Freitag, der 15. Oktober. Die Zeit vom 5. bis 14. Oktober 1582 gibt es in der Weltgeschichte also nicht. Das Kalenderdatum stimmte nun wieder mit der Natur überein.
Julius Cäsars Kalender hatte zu viel geschaltet!
Wie sollte man aber in Zukunft mit der Tatsache umgehen, dass das Sonnenjahr genau 11 Minuten und 13 Sekunden kürzer ist, als im Julianischen Kalender vorgesehen. Um die Lösung zu verstehen, die von den Gregorianischen Astronomen gefunden wurde, müssen wir uns noch einmal vergegenwärtigen:
Julius Cäsar machte jedes vierte Jahr um einen Tag länger (Schaltjahr). Damit brachte er im Durchschnitt die jährlichen 6 Stunden unter, die in Wirklichkeit das Sonnenjahr länger als 365 Tage ist. Damit hat er aber - wie wir schon wissen - zu viel geschaltet; denn nicht genau 6 Stunden, sondern nur 5 Stunden 48 Minuten 47,4 Sekunden hätte er bedenken müssen. Diese kleine Ungenauigkeit macht in 138 Jahren einen ganzen Tag aus.
Papst Gregors Folgerung: Wenn man in Zukunft alle 100 Jahre einmal ein Schaltjahr zum Normaljahr macht, hat man nach 300 Jahren so viel eingespart, dass das vierte “Hunderterjahr” seinen Schalttag behalten darf. Durchschnittlich wird damit alle 138 Jahre ein Tag eingespart. Die Jahre 1700, 1800, 1900 waren also Gemeinjahre - das Jahr 2000 hat einen Schalttag.
Wir können die Neuerungen der Gregorianischen Kalenderreform folgendermaßen verallgemeinern:
Nach dem Gregorianischen Kalender hat jede Jahrhundertwende nur dann einen Schalttag, wenn sich das entsprechende 00-Jahr restlos durch die Zahl 400 (also nicht nur durch 4) teilen lässt. Wir selbst erleben das nur im Jahre 2000; danach wird sich dies erst im Jahr 2400 wiederholen.
Nun stimmt unser Kalender mit dem Sonnenjahr überein - fast!
Die Gregorianischen Kalenderveränderungen sind, wie wir sehen, so minimal, dass man eigentlich nicht von einem neuen Kalender sprechen kann. Es ist weiterhin der Julianische Kalender - mit Gregorianischen Reformen. Diese Kalenderreformen begrenzen die Abweichung des Kalenders vom Sonnenjahr auf ein Minimum.
Das Kalenderjahr ist jetzt immer noch 25 Sekunden zu lang. Diese Sekunden summieren sich aber erst im Jahre 5456 zu einem ganzen Sonnentag. Wir haben also noch einige Jahrtausende Zeit, um dann einmalig einen Tag ausfallen zu lassen.
"Sie fließt davon",
klagst du,
"die Zeit."
Du gäbst so viel dafür,
sie einmal anzuhalten.
Doch unaufhaltsam
reißt sie dich mit,
rinnt sie mit dir,
rast du mit ihr.
Du gäbst so viel dafür,
sie einmal anzuhalten.
Und wenn du,
einen Augenblick nur,
deine Selbstverständlichkeiten
auf den Kopf stellst,
gegen den Strom schwimmst,
gegen den Zeitgeist denkst,
gegen den Hass liebst,
hältst du sie dann nicht an,
für dich,
die Zeit,
einen Augenblick nur?
Summieren sich
die Augenblicke
dann nicht
für dich,
zur Ewigkeit,
mitten im Strom der Zeit?
So, dass du sagen kannst:
Sie fließt mir nicht daher,
sie rinnt mir nicht dahin,
sie rast mir nicht davon,
ich geh mit ihr,
und sie mit mir,
meine Zeit?
Widerstehen konnte man diesem neuen, so überzeugend gestalteten Kalender eigentlich nicht. Dennoch traf die Reform auf energische Ablehnung; denn die Einführung des päpstlichen Kalenders fiel genau in die Zeit der Kämpfe um die Reformation.
Die protestantischen Länder und Fürsten wehrten sich lautstark gegen die Gregorianische Kalenderreform. Flugschriften und Bücher riefen zum Boykott auf. Man warf dem Papst z.B. vor, er wolle mit dem Weglassen der 10 Tage den Menschen wichtige Tage ihres kostbaren Lebens stehlen. Nur Italien, Spanien und Portugal übernahmen den Kalender sofort.
Manche katholische Gebiete des deutschen Reiches folgten schon im Jahr darauf. Die protestantischen Nachbarn rechneten noch bis zum Jahre 1700 in alter Weise weiter, da mehrere protestantische, deutsche Reichstage die Reform ablehnten.
Der Kampf um den Gregorianischen Kalender
War das ein Durcheinander! Damals kämpfte man mit harten Worten, so wurde der päpstliche Astronom Clavius von den Gegnern als Bestie, Esel und Dickbauch beschimpft. Deutschlands bedeutendster Astronom jener Zeit, Johannes Kepler, setzte sich aber energisch für den neuen Kalender ein, obwohl er überzeugter Protestant war.
Würde man Menschen jener Zeit fragen, was das Aufregendste in ihrem Leben war - die Kalenderreform würde sicherlich genannt.
Die Schweden, Dänen und Engländer übernahmen den neuen Kalender in den fünfziger Jahren des 18. Jahrhunderts. 1912 löste er in China und 1927 in der Türkei die alten traditionellen Kalender ab. Auch in Griechenland übernahm man ihn schließlich im Jahre 1923 (mit leichten Unterschieden - daher stimmt das Osterdatum mit unserem nicht überein). Dort mussten gleich 12 Tage ausfallen, damit der Kalender mit dem natürlichen Jahr wieder übereinstimmte: Der 1. Oktober 1923 wurde zum 14. Oktober.
Was bringt das neue Jahr?
Leider muss ich dir sagen:
Viel Not wird herrschen -
das schaffen die Gleichgültigen.
Viel Hunger wird sein -
das schaffen die Überreichen.
Viel Hass wird bohren -
das schaffen die Nachtragenden.
Viel Krieg wird wüten -
das schaffen die Unbelehrbaren.
Viele Massaker werden sein -
das schaffen die Fanatiker.
Doch warte –
lass dich nicht so schnell
von meiner Antwort enttäuschen.
Ich möchte nun Dich fragen:
Was bringt das neue Jahr?
Was wirst du schaffen?