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Jahr des Heils - Das Kirchenjahr

Der Rhythmus des Jahres - Die Bedeutung der Feste

Jahr des Herrn - Jahr der Kirche / Adventszeit / Heilig Abend / Weihnachtszeit / Silvester / Gedicht: Lebendig / Neujahr / Epiphanias / Aschermittwoch / Karfreitag / Gedicht: Nie zu spät / Osterzeit / Pfingsten / Michaelistag / Erntedank / Gedicht: Durch das Jahr

Den Rhythmus eines Jahres, wie er sich in unseren Gefühlen ausdrückt, betrachten wir nun genauer. Grob ist dieser Rhythmus durch die Jahreszeiten gekennzeichnet. Nicht ohne Grund spricht man z. B. von den Frühlingsgefühlen oder von den besinnlichen Tagen im Spätherbst. Die feineren Schwingungen finden ihren Ausdruck in den Festen und Feiertagen des Jahreskreises.

Erst die Dynamik von Zeiten der Freude und Zeiten der Traurigkeit, von Tagen des bangen Fragens und der Hoffnungen bringen eine Bewegung in das Jahr. Zeit wird miterlebt. Tag, Monat, Jahr, Jahreszeit, Kindheit, Jugend, Alter sind nicht nur bloße zeitliche Abschnitte, sondern werden zu erlebter Zeit, lebendiger Zeit, Lebenszeit. Der Kalender füllt sich mit unseren persönlichen Anteilen, er bleibt nicht nur äußere Hilfe zum Organisieren des Lebens.

 

Die religiöse Dynamik des Jahres

Die gemeinsame inhaltliche Orientierung im Laufe des Jahres ist bei allen Völkern der Erde durch eine religiöse Dynamik gegeben. Dieser religiöse Kalender legt sich wie eine Schablone über den weltlichen Kalender und “beseelt” ihn.

Mit seinen Festen und den entsprechenden Zeiten ihrer Vorbereitung und Nachbereitung will der religiöse Jahresrhythmus die Menschen in ihren Hoffnungen, Ängsten, Träumen, in ihrer Fähigkeit zur Trauer, Besinnung, Freude und Mitmenschlichkeit ansprechen.

Wenn die Religionen der Welt auch unterschiedlich sind, die Erlebensdynamik, die sie im Laufe eines Jahres aufnehmen und hervorheben, ähnelt sich mehr als wir gemeinhin annehmen. So gab es z.B. schon lange vor unserer Zeitrechnung und außerhalb des Christentums bedeutende religiöse Feste am 25. Dezember, am 1. und 6. Januar und zur Osterzeit.

 

Die zwei Hälften des liturgischen Jahres

Das christliche Jahr, Kirchenjahr genannt, hat zwei große Teile. Der erste Teil, die erste Hälfte des Kirchenjahres, orientiert sich am Leben Jesu Christi. In seinen Lebensstationen spiegelt sich unser persönliches Leben.

Indem wir das Leben Jesu mitfeiern, verbinden wir es mit allen Höhen und Tiefen, mit aller Freude, den bangen Fragen und Hoffnungen unserer Lebenszeit. Wir suchen Antworten auf unsere Lebensfragen. Diese erste Hälfte des Jahres mit den Lebensfesten Jesu von der Geburt bis zur Himmelfahrt, heißt theologisch: Jahr des Herrn.

Eine Fronleichnamsprozession

Die zweite Hälfte des Kirchenjahres ist geprägt durch Festtage und Feiertage, welche die menschliche Gemeinschaft betonen. Kirchweihfeste, Erinnerungsfeste, Feste des Danks, der Umkehr, des Abschieds haben hier ihren Platz. Diese zweite Hälfte des Kirchenjahres trägt die theologische Bezeichnung: Jahr der Kirche.

Das Kirchenjahr

Seit der Mitte des 8. Jahrhunderts wird das Kirchenjahr so gefeiert. Man nannte es "Jahr des Heils" oder "Liturgisches Jahr"; 1589 taucht in den Schriften des Johannes Pomarius erstmals der Begriff “Kirchenjahr” auf.

Die Bezeichnung Kirchenjahr hat sich durchgesetzt; obwohl der Begriff "Jahr des Heils" besser ausdrückt, dass es um heil sein, also ganz sein und gesund sein des Menschen geht. Etwas verschoben ist die religiöse Schablone, die wir auf die äußerliche Einteilung des Jahres legen. Das “Jahr der Kirche” beginnt nicht am 1. Januar. Es nimmt mit dem 1. Advent seinen Anfang.

Die Adventszeit

Mit der Adventszeit beginnt unser "Erlebensjahr". Advent ist nicht nur die Bezeichnung der Sonntage vor Weihnachten; es ist vielmehr die ganze Zeit vor Weihnachten damit gemeint.

Die Adventszeit beginnt stets am Sonntag, der dem 26. November folgt. Die Adventszeit hat seit dem frühen Mittelalter den Charakter einer Fastenzeit und Bußzeit (vergleichbar der Passionszeit / Fastenzeit vor dem Osterfest). Advent kommt vom lateinischen Wort adventus; d.h. “Ankunft” - wir warten auf die Ankunft Jesu. Optisch ist der Gegensatz von Licht und Dunkelheit bestimmend - inhaltlich das Thema “Warten”, “Vorbereitung”.

Heiligabend

Mit Heiligabend hat die Adventszeit ihr Ziel erreicht. In der römischen Kirche war es üblich geworden, Feste mit einer Vorfeier am Vortag einzuleiten. Dies geschah insbesondere durch einen Gottesdienst am Vorabend. Solche Vorfeiern nennt man “Vigil”. Heiligabend ist die Vigil zu Weihnachten, dem Fest der Menschwerdung Gottes.

Weihnachtszeit

Zu Weihnachten feiern wir, dass Gott Mensch wird, dass er unseren Lebensweg von Beginn an begleitet. An welchem Tag oder Monat im Jahr Jesus geboren wurde, wissen wir nicht. Es war schwierig genug, sein Geburtsjahr zu bestimmen, wie wir oben bei der Festlegung der christlichen Ära gesehen haben. Der Astronom Keppler vermutet aufgrund astronomischer Berechnungen, dass die Geburt Jesu am 2. April des Jahres 7 vor Christus stattfand.

An einem 25.12. wurde die Geburt Jesu Christi erstmals im Jahre 354 in Rom gefeiert. Bis dahin war das Epiphaniasfest (am 6. Januar) das Geburtstagsfest Jesu. Erst Justinian (527 - 565) ordnete den 25.12. allgemeinverbindlich als Christi Geburtsta” an. An diesem Tag feierten die Christen damals noch ihr heidnisches “Weihenachtfest”. Das war das uralte Fest der Wintersonnenwende - zu Ehren des "unbesiegbaren Sonnengottes". Nun, Christen geworden, konnten sie weiterhin ihr altes Weihenachtfest feiern, an das sie sich so gewöhnt hatten. Das Fest bekam aber einen neuen Sinn: Christus ist nun das Licht, das an diesem Tag die Freude auslöst.

Silvester - Altjahrsabend

Die Silvesterfeier am Abend des 31. Dezember setzte sich bei den Christen seit dem 17. Jahrhundert nur zögernd durch. In Abhebung zur weltlichen Silvesterfeier nennt die Kirche diesen Tag: Altjahrsabend.

Aber auch der Name Silvester hat gute kirchliche Tradition: Es ist der Name des katholischen Tagesheiligen. Bischof Sylvester starb im Jahre 335.

Der Brauch, das neue Jahr mit Böllerschüssen zu begrüßen, stammt noch aus heidnischer Zeit. Damit sollten die bösen Geister vertrieben werden. Ein junger, christlicher Brauch ist es, dass Kirchenglocken das neue Jahr einläuten.

 

Lebendig

Im neuen Jahr
werde ich
ganz verrückte Sachen machen.

Ich werde mich mindestens einmal
vor dem Morgengrauen auf den Weg machen,
in den Sonnenaufgang hineinwandern,
auf einer taufeuchten Wiese
mein Frühstück genießen,
während die Sonne ihre Bahn aufnimmt.
Vielleicht gelingt es mir sogar zu träumen,
ich hätte Flügel und flöge
der Morgenröte entgegen.

Im neuen Jahr
werde ich
ganz verrückte Sachen machen.

Ich werde mich mindestens einmal
nackt auf den freien Boden legen,
im Garten oder am Strand,
nichts unter mir als die Erde.
Ich werde ihre Berührung spüren;
zu lange lebte ich schon getrennt von ihr.
Da werde ich liegen,
über mir der Himmel,
werde mich durchdringen lassen
von seiner Kraft;
wie lange hat er mich
so nicht mehr erreicht.

Im neuen Jahr
werde ich
ganz verrückte Sachen machen.

Ich werde mindestens einen Tag lang
alle meine Uhren abstellen.
Die Zeit wird stillstehen für mich;
so viel Zeit werde ich noch nie gehabt haben;
so viel Ruhe werde ich
noch nie empfunden haben;
die Welt wird nicht stillstehen,
nur ich in ihr,
und ich werde die Erfahrung kosten,
dass ich dennoch nichts verpasse.

Im neuen Jahr
werde ich;
ganz verrückte Sachen machen.

Ich werde mindestens einen Tag lang
einem einsamen alten Menschen nahe sein,
ich werde zuhören,
wenn er mir seine Lebensgeschichte erzählt.
All seine Hoffnungen, seine Gefühle,
seine Enttäuschungen und seine Liebe
werde ich nacherleben
und verstehen,
wie viel Erinnerung, Leben,
Sehnsucht, Liebe
ein Mensch sammeln kann.

Im neuen Jahr
werde ich
ganz verrückte Sachen machen.

Ich werde mindestens einmal
in jeder Jahreszeit die Kinder beobachten,
von ihnen lernen,
wie man staunen kann, hüpfen kann,
balancieren und rückwärts laufen,
wie man lachen kann,
Schneebälle wirft, Kastanien sammelt
und aus einer Decke eine Bude baut;
ich werde Kind sein, ohne mich zu schämen.

Im neuen Jahr
werde ich
ganz verrückte Sachen machen.

Ich werde zur kältesten Winterzeit
mindestens eine Nacht lang
meine Heizung ausstellen,
dass der Frost Zeit hat,
an der Fensterscheibe zu spielen;
ich lasse ihn Eiskristalle malen
und werde staunend neu erfahren,
dass Sterne nicht nur am Himmel strahlen.

Im neuen Jahr
werde ich
ganz verrückte Sachen machen.

Ich werde mindestens einmal
in einem Zelt übernachten,
den Kopf ins Freie betten,
in den Sternenhimmel blicken,
die Sterne zählen, die Sternbilder suchen,
auf Sternschnuppen warten,
mir wünschen, dass ich öfter mal
den Mut habe, verrückte Sachen zu machen.

Im neuen Jahr
werde ich
ganz verrückte Sachen machen.

Das wird ein Jahr,
in dem ich lebe,
nicht nur einmal.

Neujahr

Neujahr ist die Oktav von Weihnachten. Als Oktav bezeichnet man im Kirchenjahr die ersten acht Tage nach einem großen Fest. Auch der achte Tag selbst wird Oktav genannt. Die Oktav dient der Nachfeier.

Alle großen Feste haben eine Zeit der Vorbereitung und eine Zeit der Nachfeier. Nach heidnisch-römischer Tradition feierte man an diesem Tage üppig das Ende der Winteraussaat. Man ehrte Saturn, den Gott der Saat.

Es war üblich geworden, dass Herren ihre Sklaven am 1. Januar bedienten. Dieses Fest war wohl auch ein Grund, warum Julius Cäsar (46 v. Chr.) den 1. Januar als Beginn des bürgerlichen Jahres festlegte. Kirchlich hat dieser Tag keine Tradition. Doch Rückblick und Vorausschau, Dank und Hoffnung bestimmten zunehmend die Botschaft der Predigten und Lieder.

Epiphanias - Das Fest der Heiligen Drei Könige

Epiphanias, das Dreikönigsfest am 6. Januar, war das Geburtsfest Christi, bevor Weihnachten als solches gefeiert wurde. Das zweite Hauptmotiv des Epiphaniasfestes war das "Gedächtnis der Taufe Jesu". Im Orient gilt es noch heute als Tauffest. Mit feierlichen Prozessionen zu Flüssen wird es egangen.

Mit Epiphanias endet die Weihnachtszeit. In den Kirchen werden die Weihnachtsbäume “gefällt” und der Weihnachtsschmuck wird beseitigt. Es beginnt die Epiphaniaszeit. Das griechische Wort "Epiphanias" bedeutet Erscheinung. Gefeiert wird, dass Gott in vielfältiger Weise – nicht nur als Kind in der Krippe - den Menschen erschien und noch erscheint.

Als Vorfastenzeit liegen dann zwischen der Epiphaniaszeit und der Fastenzeit/Passionszeit drei Sonntage. Je nach Ostertermin ist die Epiphaniaszeit kürzer oder länger; denn sie wird immer siebzig Tage vor Ostern abgebrochen.

Aschermittwoch

Mit dem Aschermittwoch beginnt eine Zeit, die bei evangelischen Christen eher Passionszeit (Leidenszeit) und bei den katholischen Christen Fastenzeit heißt.

Beide Begriffe bezeichnen die siebenwöchige Besinnungszeit vor Ostern, in der wir daran denken, wie Jesus verfolgt und gequält wurde. Verfolgung, Qual, Leiden, Ungerechtigkeit sind Thema. Ähnlich wie die Adventszeit ist die Passionszeit eine Zeit der Besinnung, des Neuanfangs, der Buße.

Karfreitag

Karfreitag ist der Höhepunkt der Passionszeit. Am Freitag, den 7. April im Jahre 30 unserer Zeitrechnung, wurde Jesus, der Zimmermann aus Nazareth, zusammen mit zwei Verbrechern gekreuzigt.

An den Tod Jesu denken Christen seit jeher mit Fasten und Beten. Die Herkunft der Vorsilbe Kar ist nicht eindeutig geklärt. Sehr wahrscheinlich kommt sie vom altdeutschen Wort karen, was wehklagen bedeutet.

 

Nie zu spät

Manchmal denke ich,
es kann keine lichte Zukunft geben,
wir haben sie in der Vergangenheit
zu sehr verdunkelt.

Wir haben stolze Völker ausgelöscht,
lebendige Wälder abgeholzt,
klare Seen vergiftet.

Manchmal denke ich,
es kann keine lichte Zukunft geben,
wir haben sie in der Vergangenheit
zu sehr verdunkelt.

Wir haben die Welt
mit Hass belegt,
mit Krieg übersät,
mit Blut beschmiert.

Manchmal denke ich,
es kann keine lichte Zukunft geben,

Da zerreißt ein Schrei die Dunkelheit:

Vater, vergib Ihnen,
denn sie wissen nicht,
was sie tun!

Der Schrei,
der am 14. Nisan
des Jahres 3791 der jüdischen Weltära,
der am Freitag, den 7. April
im Jahre 30 der christlichen Ära&
den Himmel aufriss.

Und ich weiß,
erst wenn dieser Schrei seine Kraft verliert,
wenn sein schwächster Nachhall im All verklingt,
dann erst ist es wirklich zu spät.

 

Das Osterfest und die Osterzeit

Ostersonntag ist der Tag der Auferstehung Jesu. Jeder Sonntag war seit Beginn der Christenheit ein Gedenktag der Auferstehung und des ewigen Lebens.

Zu Anfang des zweiten Jahrhunderts ist aber schon in Rom das erste gesonderte Osterfest gefeiert worden. Das Fest war allerdings lange Zeit inhaltlich umstritten; auch auf einen gemeinsamen Termin konnte man sich nicht einigen. Im Jahre 325 beschloss die Synode von Nicäa, dass es ein bewegliches Fest sein soll und am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert wird. Somit ist der 22. März der früheste und der 25. April der spätest mögliche Ostertermin. Im Begriff Ostern findet man noch heidnische Traditionen: Er leitet sich vom Namen der germanischen Erd- und Frühlingsgöttin “Ostara” ab.

Zu Ostern werden die Gottesdienste in den Kirchen wieder mit überschwänglichem Jubel und freudigem Halleluja gefeiert - nach der ruhigen, besinnlichen Passionszeit. Es beginnt nun eine siebenwöchige Freudenzeit.

Das Pfingstfest

Mit dem Pfingstfest findet die österliche Freudenzeit ihren Abschluss. Fünfzig Tage nach Ostern feiern wir das Pfingstfest.

Der Name Pfingsten kommt von einem griechischen Wort, das den 50. Tag bedeutet. Da die Apostel zu Pfingsten den Mut und die Kraft fanden, zu predigen und Gemeinden aufzubauen, nennt man diesen Tag auch "Geburtstag der Kirche". Es ist das Fest der ewigen Kraft Gottes, des "Heiligen Geistes".

Von diesem Tage an werden in der katholischen Kirche die Sonntage als "Sonntage nach Pfingsten" durchnumeriert. In der evangelischen Kirche dagegen zählt man sie fortlaufend ab dem folgenden Sonntag, dem Trinitatissonntag. Es sind die Sonntage nach Trinitatis. Davon gibt es ca. 25 - mal mehr oder weniger - je nachdem, wie früh oder spät das Osterfest lag.

Michaelistag

Den Michaelistag feiert man am 29. September.

In manchen protestantischen Gebieten spielt der Michaelistag keine Rolle. Es ist ein Tag zu Ehren des Erzengels Michael, der als Bekämpfer des Bösen bekannt ist. Die Sonntage danach werden katholischerseits (und in manchen evangelischen Gegenden) als Sonntage nach Michaelis gezählt.

Erntedank

Das Erntedankfest ist ein relativ junges Fest. Es taucht erst seit dem 17. Jahrhundert zunehmend auf.

Das Erntedankfest wird am ersten Sonntag im Oktober als Dankfest für die Schöpfung gefeiert. Ein vergleichbares Fest finden wir in allen Kulturen.

 

Besinnlicher Ausklang des Kirchenjahres

Mit besinnlichen Feiertagen, wie Allerheiligen, Allerseelen, Buß- und Bettag, Totensonntag bzw. Ewigkeitssonntag endet das Kirchenjahr.

Während die Besinnung in der ersten Hälfte des Kirchenjahres eher das eigene Leben und Verhältnis zu Gott betrifft, richtet sich die Besinnung nun auf das Verhältnis zum Mitmenschen. Seine Ängste, seine Kämpfe und Sehnsüchte, sein Tod und die Hoffnung auf ein ewiges Leben stehen im Mittelpunkt.

 

Durch das Jahr

Dass du
durchs Auf und Ab des Jahres
nicht allein gehst,
wünsch ich dir,
dass auch wir uns
dabei begegnen,
wünsch ich mir.

Dass wir,
Vorfreude teilen,
und uns innig umarmen,
nicht nur im Advent
und zur Weihnachtszeit,
wünsch ich uns.

Dass wir zurückblicken - besinnlich,
Hoffnung schöpfen - erwartungsvoll,
nicht nur zum Jahreswechsel,
dass wir uns in den Rollen
verlieren dürfen,
von denen wir sehnsuchtsvoll träumen,
und dass wir uns die Masken abnehmen
um uns so zu offenbaren,
wie wir uns noch niemals sahen,
wie nur Gott uns kennt,
wünsch ich uns,
nicht nur zur Karnevalszeit.

Dass wir,
im Leid uns stützen,
Schweigen und Verzichten
uns reich macht
und wir das Leben
immer wieder feiern,
nicht nur zur Fasten- und Osterzeit,
dass wir uns den Mut geben,
das Richtige zu sagen,
für das Gerechte zu kämpfen
und wir Gott in seiner Vielfalt erkennen,
nicht nur mitten im Kirchenjahr,
wünsch ich uns.

Dass wir,
nicht nur im Herbst,
einander mit Dank erfüllen,
Umkehr kosten,
Veränderung genießen,
und Kraft empfangen,
loszulassen,
wünsch ich uns.

Dass wir immer wieder
die Chance ergreifen,
den Weg neu zu gehen
und er uns zur Erfüllung wird,
mehr und mehr,
Jahr für Jahr,
allein, gemeinsam
und mit anderen,
wünsch ich uns.

Und dass wir uns,
wenn wir einander
auf diesem Weg verlieren,
immer wieder gern begegnen,
eine Lebenszeit lang,
das wünsch ich dir und mir.

Foto: pixabay Darius Lebok (Fronleichnamsprozession)